Thema Obdachlosigkeit: Wir können das Problem nicht alleine bewältigen
Am 14.11.2022 lud die Deutsche Bahn mehrere soziale Träger, Mitarbeiter*innen des Bezirksamts und der Berliner Polizei (Präventionsbeauftragte) aus Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg rund um das Gleisdreieck ein, um sich zum Umgang mit obdachlosen Menschen in und um DB-Bahnhöfe auszutauschen. Ihre Vertreibung von den Bahnhöfen, soll für die DB in Zukunft keine Lösung mehr sein. Vielmehr soll die Anlaufstelle Bahnhof als Chance genutzt werden, um sozial Engagierte mit Hilfsbedürftigen zusammenzubringen und soziale Verbindung in den Kiez zu stärken.
Über 20 Stadtteilakteur*innen folgten der Einladung „Treffpunkt Yorckstraße“, denn dieser DB-S-Bahnhof mitten im Stadtteil wurde als Prototyp für das „Kieznetzwerk Obdachlosenhilfe“ ausgewählt. In einem vierstündigen Workshop hat das Team ISVP Produktentwicklung der DB Station & Service AG die Expert*innen der sozialen Arbeit befragt, wie Angebote im Kiez für Bahnhöfe weiterentwickelt werden könnten und welche Ressourcen und Bedarfe vorhanden sind. Die Veranstalter*innen leiteten mit folgenden Fragen durch den Workshop:
- “Unsere Hypothese:
Lokale zivilgesellschaftliche Initiativen sind entscheidend, um die Situation obdachloser Menschen im Kiez zu verbessern. Stimmt ihr zu? Welche Gedanken habt ihr?” - “Was genau müsste im Kiez passieren? Welche Lösungen brauchen wir?
Welche Probleme haben wir hier im Kiez mit obdachlosen Menschen?
Geht es hier um Wohnen, Essen, Drogen Gewalt?” - „Wen brauchen wir dafür?
Welche Kiez-Initiativen / – Akteure brauchen wir hier konkret im Kiez?
Wie können wir gesellschaftliches Engagement durch kiezgebundene Initiativen aktivieren?” - „Was ist der nächste Schritt
Welche ersten Schritte braucht es dafür, um Bürger, Anwohner, EZH und Stakeholder aktiv einzubinden?”
- „Die Rolle der DB
Welche Rolle kann die DB spielen? Was erwartet ihr von der DB?
(Hier an der S-Bahn Yorckstraße und allgemein)”
Es gab zahlreiche Vorschläge zu Ressourcen, Kommunikationsformaten, Praxisbeispielen der aufsuchenden Arbeit, mobilen Beratungsangeboten, vorhandener Vernetzung. Zur Sprache kam jedoch auch die Notwendigkeit zusätzlicher Ressourcen, Räume, Aufklärung und Zusammenarbeit. So schlugen z.B. Vertreter*innen der Kreuzberger Kampagne KiezcouRAGE vor, Flächen zur Verfügung zu stellen, um z.B. die von ihnen erstellten Plakate zum diskriminierungskritischen Umgang mit vulnerablen Menschen im öffentlichen Raum zu veröffentlichen. Sozialarbeiter*innen statt Sicherheitsdienste könnten auf Menschen zugehen und Verweisberatung anbieten. Aber wie könnte die Struktur einer Kooperation zwischen Kiezakteur*innen und dem bundeseigenen Mobilitäts- und Transportkonzern aussehen? Hierzu bedarf es einer zusätzlichen sozialen Arbeitsausrichtung der DB und auch zusätzlicher personeller Ressourcen, um eine Kooperation der Kiezakteure*innen mit dem Konzern zu ermöglichen.
Alle Teilnehmer*innen schätzten den Austausch zwischen den eingeladenen Gästen aus Schöneberg und Kreuzberg positiv ein.
Wie es weitergeht mit dem „Prototyp Bahnhof Yorkstraße“ wird sich zeigen. Die Veranstalter bedankten sich im Nachhinein für den regen Austausch, bei dem sie verschiedene Perspektiven in Erfahrung bringen konnten. Sie verblieben mit dem Wunsch, weiterhin in Kontakt zu bleiben.